Diggi was? Forst 4.0 und Smart Forestry!?
Im Rahmen der Masterarbeit „Stand der Digitalisierung von privaten Erwerbsforstbetrieben” (Deselaers 2020) wurden Leitfaden-gestützte Experteninterviews mit Betriebsleitern privater Erwerbsforstbetriebe durchgeführt. Die Auswertung von 12 Interviews zeigte, dass es Diskrepanzen in der Auffassung der Begrifflichkeit Forst 4.0 gibt: So sieht ein Viertel der Befragten die Vernetzung von Informationen und Akteuren unter einem ständigen sowie automatisierten Datenfluss als Forst 4.0. Ein weiteres Viertel ist es eine Zukunftsvision in Form einer weiteren Zielmarke. So wurde aus ihrer Sicht bereits Forst 2.0 verfehlt, wodurch Forst 4.0 noch weit entfernt ist. Für die weiteren Interviewpartner ist Forst 4.0 das Eindringen der Digitalisierung in die Forstwirtschaft der einen hohen Grad an Automatisierung von Prozessen bzw. einen leichteren Prozessablauf mit sich bringt. Lediglich einem Interviewpartner fehlte jedwedes Verständnis für die Begrifflichkeit.
Der Begriff „Digitalisierung“ unterliegt keiner festen Definition. Ursprünglich wurde der Begriff als Überführung einer Information von einer analogen in eine digitale Speicherform verstanden. Im forstlichen Kontext ist die Holzliste als Beispiel zu nennen, die nicht mehr auf einem Blatt Papier, sondern beispielsweise in einem Excel-Format oder in einer entsprechenden Holzaufnahmesoftware auf einem mobilen Endgerät erstellt wird.
Des Weiteren ist „Digitalisierung“ im ursprünglichen Sinne als eine Automatisierung zu verstehen. Hierbei werden Aufgaben mittels Informationstechnologien (IT) vom Menschen auf einen Computer übertragen und von diesem mittels Algorithmen ausgeführt. In einer Forstverwaltung ist dies beispielsweise das wiederkehrende Buchungen von Rechnungen, die in gleicher Art und Weise im Rechnungswesen einem Unternehmen zugeordnet und somit automatisiert verarbeitet werden können. Diese Substitution menschlicher Handlungen von strukturierten Arbeitsprozessen wird von Computern oder computergesteuerten Maschinen in Form von Computerprogrammen (Software) und Robotern durchgeführt (DENGLER & MATTHES 2018, S. 1 ff.). Eine spätere und darauf aufbauende Entwicklung ist die Automatisierung von unstrukturierten Prozessen, die durch künstliche Intelligenz (KI) umsetzt werden. So können beispielsweise Baumspitzen zur Ermittlung der Stammzahl pro Hektar in der Forsteinrichtung auf einem Luftbild von einer trainierten KI erfasst und gezählt werden. Im ursprünglichen Verständnis bezieht sich also der Begriff „Digitalisierung“ lediglich auf Technologien bzw. ein Verfahren.
Eine weitere Bedeutung erhält „Digitalisierung“ im Zusammenhang mit der „digitalen Transformation“. Diese beschreibt die Neu- und Umgestaltung von ganzen Wertschöpfungsketten unter dem zielgerichteten Einsatz von digitalen Technologien. Im Zuge der „digitalen Transformation“ stehen die Wirtschaft sowie die Unternehmen im Mittelpunkt (MATT ET AL. 2015, S. 339 ff.).
Zur Kennzeichnung der vierten industriellen Revolution wird häufig das Kürzel „4.0“ benutzt. Der Begriff „Industrie 4.0“ beschreibt also im weiteren Sinne die fortgeschrittene Digitalisierung in der Industrie, im speziellen die Vernetzung und Selbststeuerung von Computern und computergesteuerten Maschinen (RAVLING 2019). Im Zusammenhang mit der Digitalisierung in der Forstwirtschaft werden dementsprechend „Forst 4.0“, „Wald 4.0“, „Holz 4.0“ oder ähnliche Begriffe genannt. Diese Synonyme bedeuten ähnlich wie „Industrie 4.0“ das Eindringen, die Entwicklung und die Vernetzung der Digitalisierung in der Forstwirtschaft.
Um die digitale Transformation entlang der Wertschöpfungskette Holz voranzutreiben, sollte ein einheitliches Verständnis über das Thema “Digitalisierung” bestehen, angefangen bei den Ausbildungsstätten und Hochschulen. Die Mehrheit der Akteure muss verstehen, was gemeint ist, wenn es heißt: ab morgen wenden wir “Forst 4.0” an. Denn am Ende geht es immer um eines: den Menschen!
Quellen:
Dengler, K. & Matthes. B. (2018). Substituierbarkeitspotenziale von Berufen – Wenige Berufsbilder halten mit der Digitalisierung Schritt. IAB-Kurzbericht 4/2018. Zugriff am 09.08.2019. Verfügbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb0418.pdf
Matt, C., Hess, T. & Benlian, A. (2015). Digital Transformation Strategies. Business & Information Systems Engineering 57(5). Zugriff am 05.08.2019. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/profile/Christian_Matt/publication/281965523_Digi tal_Transformation_Strategies/links/580bdfd408ae74852b5a72e3.pdf
BMWi (2015). Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2015. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Bendel, O. (2018). Digitalisierung. Gabler Wirtschaftslexikon 19.02.2018. Zugriff am 10.08.2019. Verfügbar unter: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ digitalisierung-54195/version-277247
Voigt, K. (2018). Industrielle Revolution - Ausführliche Definition. Gabler Wirtschaftslexikon 27.09.2018. Zugriff am 09.08.2019. Verfügbar unter: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/industrielle-revolution- 38116/version-334867
Ravling, J. (2019). Was ist Industrie 4.0? Die Definition von Digitalisierung. Wirtschaftsförderung Bremen 20.09.2019. Zugriff am 05.08.2019. Verfügbar unter: https://www.wfb-bremen.de/de/page/stories/digitalisierung-industrie40/ was-ist-industrie-40-eine-kurze-erklaerung
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